Passivhaus für Jonas und Elias
Eines unserer “prominentesten” Projekte bei dem auch der ORF gern gesehener Gast ist.
Die junge Familie mit 2 Kleinkindern denkt ZUKUNFTSORIENTIERT. Deshalb kommt nur ein Passivhaus in Frage. Aber eines mit Stil und FUNKTIONALITÄT und ÖKONOMIE. Und schnell soll es auch gehen, die Familie braucht Platz. Das Grundstück ist ideal, eben, südorientiert und mit vorhandenem Baumbestand.
Dass es ein ökologisches Holzhaus werden soll, war auch klar. Die Lärchenholz-Fassade wird durch einen roten Sockel aus Fassadenplatten und rote Fensterlaibungen farblich akzentuiert, was auch später, wenn das Holz grau wird, einen schönen Kontrast bildet. Das leicht gewölbte Flachdach spannt einen kaum spürbaren Bogen über das Haus.
Dem Eingangsbereich wurde besonderes Augenmerk geschenkt. Ein großer Vorplatz, der Windfang sowie ein Gartenschuppen wurden unter einem gemeinsamen Flugdach zusammengefasst. Die KELLERTREPPE befindet sich IM UNBEHEIZTEN WINDFANG, was ausgesprochen funktionell und energetisch optimal ist. Auf eine Garage wurde verzichtet.
Innen sorgt die Offenheit der Architektur für Großzügigkeit und SONNENDURCHFLUTETE RÄUME. Eine geschwungene Lehmziegelwand führt vom Eingang zur freien Mitte des Hauses. Das Erdgeschoss wird mit Ausnahme eines Büros, eines Abstellraumes und eines Gästebades als großer, offener Lebensraum gestaltet. Die zarte Holztreppe im Wohnraum erschließt das Obergeschoss, wo sich 3 Schlafräume, Bad und Garderobe befinden.
Auf das massive Kellergeschoß wurde eine HOCHWÄRMGEDÄMMTE KELLERDECKE AUS HOLZ gelegt. Dadurch konnten die konstruktiven Wärmebrücken vermieden werden. Sämtliche Boden-, Decken- und Wandelemente wurden werksseitig vorgefertigt und ermöglichten schnellste Bauzeit und GRÖSSTE PRÄZISION.
Das hervorragende Sommerklima wird durch den Einsatz von Lehmsichtziegeln und Lehmputz, die intelligente Platzierung des Hauses zwischen den bestehenden Bäumen sowie einen südseitigen Balkon ermöglicht. Die HARMONISCHE ANORDNUNG VON FENSTERN auf allen vier Gebäudeseiten sorgt für den freundlichen Eindruck des Hauses. Überhaupt wurde der Nordfassade viel planerische Aufmerksamkeit zuteil.
Kriterium für die SEHR GUTE BEHAGLICHKEIT ist die hohe Oberflächentemperatur der Außenbauteile und Fenster. Dreifachverglasung und thermisch optimierte Fensterrahmen stellen den aktuellen Stand der Technik der nächsten 10 Jahre dar. Demontable Leibungsverkleidungen ermöglichen den zerstörungsfreien Ausbau der Fenster, falls dies irgendwann erforderlich ist.
Die Beheizung erfolgt über eine KONTROLLIERTE WOHNRAUMLÜFTUNG mit Wärmepumpe. Als Zusatzheizung wurde ein Pelletswohnraumofen vorgesehen. 8m² Sonnenkollektoren wurden als Balkonbrüstung dezent und sinnvoll integriert.
Umweltpreis für ATOS-Haus
Am Weltklimatag, dem 5. Juni 2008, wurde der Familie Pieringer-Zimmel, ein Umweltpreis für das erste Plus-Energie-Haus St. Andrä-Wörderns überreicht. Anlass war die Inbetriebnahme der 5 kWp-Photovoltaikanlage und die bevorstehende Zertifizierung des von ATOS Architekten geplanten Hauses als klimaaktiv Passivhaus.
Die Installation einer Photovoltaik-Anlage war für Dietmar Zimmel die logische Fortsetzung eines Weges, der mit dem Bau des Passivhauses 2002/03 begonnen hat. Von Anfang an war der Anspruch an die Technik hoch. Es wurde getüftelt, verglichen und das Beste ausgesucht. Aber anscheinend braucht man auch im Umgang mit einem Passivhaus ein gewisses Training.
Mehr lesenHerr Zimmel dazu: „Am Anfang war ich viel zu technikverliebt und hab – wiedereinmal – nicht auf die Frau im Haus gehört. Ich habe nämlich im ersten Herbst, 2004, das Haus zu sehr auskühlen lassen und war überzeugt, dass die Lüftung alleine als Heizung reichen würde. Da dieser Winter allerdings alles andere als normal war, haben wir uns dann vertrauensvoll an Herrn Schmid von der Fa. Lüftung Schmid gewandt und er hat uns aufgeklärt: Wir hätten schon zu Herbstbeginn die gewünschte Wohlfühltemperatur einstellen und danach diese Temperatur auch halten sollen.
Er hat uns auch darauf hingewiesen, dass es durchaus 2 bis 3 Winter dauern kann, bis ein Passivhaus richtig funktioniert und am Anfang die Heizkosten auch doppelt so hoch sein können, wie vorausberechnet. Wir haben dann den Ofen erst einmal zwei Tage durchgeheizt und von da an war es kein Problem mehr.
Der Holzverbrauch hat sich im ersten Winter mit 300 kg niedergeschlagen, im letzten Winter waren’s nur noch 50 kg. Ich habe mir ausgerechnet, wie hoch die Heizkosten waren. Im ersten Jahr waren es rund 220 Euro, im letzten Jahr nur noch 120 Euro – jeweils inkl. Warmwasser.
Der aktuelle Gesamtstromverbrauch liegt bei 3450 kWh. Bei einem Strompreis von ca. 15 Cent/kWh und den fast zu vernachlässigenden Kosten für’s Holz (> EUR 10) ergeben sich Gesamtenergiekosten von 520 Euro!“
Ausreichende Luftfeuchtigkeit im Passivhaus
Und auch das altbekannte Gerücht über zu trockene Luft und das Märchen vom Nicht-lüften-dürfen in einem Passivhaus kann an dieser Stelle nicht nur anhand theoretischer Berechnungen sondern als Beispiel aus der Praxis, einmal mehr widerlegt werden.
Dietmar Zimmel schreibt uns zu diesem Thema: „Die Luftfeuchtigkeit war mit etwas über 30% im ersten Jahr ein bisschen problematisch. Im letzten Winter sind wir nie unter die 40%-Marke gerutscht. Ein großer Vorteil ergibt sich im Winter. In unserer alten Wohnung ist in der Früh das Kondenswasser von den Scheiben getropft. Im Passivhaus merkt man davon gar nichts, obwohl wir noch immer zu viert in einem Raum schlafen.
Die Luftqualität ist durch die kontrollierte Wohnraumlüftung sowieso kein Thema. Die Anlage läuft bei uns 365 Tage im Jahr. Ich habe auch keine Änderungen an den werkseitigen Einstellungen getroffen. Angeblich machen das lt. unserem Lüftungsbauer auch 97% der anderen Anlagenbesitzer so.
Im Frühjahr vorigen Jahres haben wir auch die außen liegende Verschattung montiert, die sich im Sommer sehr bewährt hat. Die Innentemperatur des Holzhauses ist auch bei mehr als 37 Grad und den beiden vier Jahre alten, ständig rein und raus laufenden Buben, nie höher als 26,5 Grad gestiegen. Zusätzlich haben wir in der Früh, wenn die Außentemperatur geringer war, quergelüftet.“
Zurück zum Eingangsthema, der neuen Photovoltaikanlage. Bestimmt hat der interessierte Leser jede Menge Fragen dazu. Dietmar Zimmel schreibt uns zu dem Thema: „Für uns hat die Amortisation bei der Entscheidung keine Rolle gespielt – die Nachhaltigkeit und Energieautarkie stand bei uns im Vordergrund.“
Das endgültige Anbot belief sich auf 32.500 Euro. Einspeisetarif bekommen wir EUR 0,46/kWh auf durchschnittlich 11,25 Jahre garantiert. Danach gibt es nur mehr den marktüblichen Preis (derzeit ca. 5,4 Cent). Wahrscheinlicher wird es sein, dass wir den Strom dann gleich selbst verbrauchen oder wir werden „Solarpartner“ bei einem der Ökostromanbieter – sofern dies nach Ablauf der Förderung noch möglich ist. Wir haben die Anlage auch so gewählt, dass noch Platz für eine Erweiterung besteht, da wir in den nächsten Jahren ein Elektroauto anschaffen werden und dieses dann mit dem selbst erzeugten Strom betreiben wollen. Um den Umweltgedanken bei der Stromerzeugung auch ganz zu Ende zu denken, werden wir auch auf einen zertifizierten Ökostromanbieter wechseln. Wer weiß, wo die Energiepreise in 10 Jahren stehen werden – Gedanken darüber werden wir uns keine mehr machen müssen.“
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